Seit 2006 war ich erprobt im Fahren mit einer Honda Dax, die seit ich denken kann im Familienbesitz ist. Die ersten Kilometer waren das große Kotzen - wenn man nur das Auto gewohnt ist, ist so ein viel zu klein geratenes Bike mit ohnehin zu wenig Leistung und dann noch Halbautomatik echt ungewohnt. Irgedwann hatte ich den Dreh raus und fand's absolut geil!
Durch Zufall bin ich dann für kleines Geld wenig später zu meiner eigenen Honda Dax Bj.'78 gekommen, die ich immer noch habe - was hat diese arme Maschine mit mir alles durchmachen und leiden müssen... reden wir nicht darüber, aber so eine Dax ist an einem Nachmittag schnell zusammen gebaut ;)
Hier möchte ich Euch mein letztes Projekt zeigen, das dem am nähesten kam, was ich mir unbedingt bauen wollte.
Angefangen hat es mit einem eBay Kauf in Regensburg im Dezember 2012 - ein Rahmen ohne Papiere, aber soweit in Ordnung. Kostenpunkt knapp über 50EUR
So lag der Rahmen ein Weilchen rum und geriet fast in Vergessenheit. Irgendwann gab's dann einen Termin beim Sandstrahler und die erste Schicht Grundierung kam drüber
Da von Anfang an geplant war, dass diese Dax etwas mehr Hubraum, als Serie, bekommen wird, musste also eine passende Gabel her. Auch diese ließ sich schnell auftreiben. Es sollte eine alte gekürzte 6V Gabel sein, in die hydraulische Gabelbeine mit Passhülsen gesteckt wird. Optisch kommt man kaum näher ans alte Original, trotz Scheibenbremse
Mal grob zusammengesteckt, wie das aussehen würde. Die Idee mit dem CT90 Sitz war schnell verworfen.
Nach einer Weile ging's dann ans Lackieren. Quietschgrün wollte ich, nachdem ich ein Hellgrün, Schwarz, Orange, Rot an anderen Daxen bereits hatte...
Auch die Gabel bekam etwas Farbe ab und schon ging es an den nächsten Schritt - passt noch alles?
Bei der Dax gab es früher bei uns zwei typische Bauchbinden. Die ganz Klassische in Schwarz/Weiß mit HONDA drauf und die etwas flippigere ab 1977 mit dem Dax Schriftzug. Ich kenn die Dax nur mit diesem Schriftzug und ich finde, es ist der schönste Schriftzug - daher war die Wahl auch hier sehr klar ;)
Lange hatte ich überlegt, welchen Lampentopf ich verbauen sollte. Der Originale mit dem Trapzeförmigen Tacho wär schon ganz nett gewesen, aber Kunststoff wollte ich einfach nicht. Nach etwas stöbern, was es so den im Honda Regal noch alles mit den passenden Maßen und in Metall gibt, bin ich bei den älteren CB125 fündig geworden.
Durch etwas Glück, ist mir auch ein Original Zubehör in die Finger geraten - ein Seitenkoffer mit passendem Halter. Das Chrom war mies, der Koffer verkratzt, aber an sich passte alles. Und Chrom sollte zu diesem Zeitpunkt keine Rolle mehr spielen - Grün/Schwarz war geplant
Weil ich immer mal wieder von der tollen Qualität der China Bremsen gehört habe und mich einfach nicht damit anfreunden konnte, zu 100% eine China Bremse zu haben, begab ich mich auf die Suche nach adäquatem Ersatz. Ein Brembo Festsattel war schnell gefunden. Diese Bremssättel sind nicht wie die anderen als Schwimmsättel (nur ein Kolben von einer Seite, von der anderen Seite hält die Zange dagegen und das alles ist auf Schwimmbolzen gelagert), sondern eben Festsättel mit zwei Kolben - jeweils gegenüberliegend. Die passende Bremspumpe sollte später dann von einer CB125 kommen, die Stahlflexbremsleitung dann maßgefertigt werden.
Der Besuch beim Pulverbeschichter meines Vertrauens und die dortige Ablage mehrerer Chromteile, die nicht mehr perfekt waren, hatte das Ergebnis, das ich mir erhofft hatte. Glanzschwarze Teile nach drei Wochen.
Weitere Wochen vergingen und ich wusste nicht so recht, welchen Motor ich einbauen sollte. Ein Freund musterte eines Tages seinen Zongshen 125 Triebling samt Vergaser und Ansaugstutzen aus und so hatte ich mein Antriebskraft gefunden. Ein handgefertigter Edelstahlauspuff folgte kurz darauf - beinahe hätte ich das Angebot verpasst, glücklicherweise hatte mir jemand einen Auspuff "beiseite" gelegt, da ich eine gewisse Zeit mit unseren Hochzeitsplanungen stark unzurechnungsfähig war :)
Die Sache mit dem Vergaser war fast schon irre. Mein Wunsch war es, keinen offenen Luftfilter und keinen seitlich rausragenden Vergaser zu haben. Ich wollte möglichst nah am Original bleiben - also soweit es die Größe des Keihin PE24 zuließ. Der passende Ansaugstutzen fand sich in einer meiner Kisten und stammt vermutlich von Ralf Müller, der früher (und jetzt wieder) Ansaugstutzen macht. Nach etwas abschleifen und rum doktoren, passte der Vergaser so gut, dass ich nur noch die Luftfiltertrommel anpassen musste.
Um nun ausreichend gefilterte Luft dem Vergaser zuführen zu können, wurde das Lach in der Luftfiltertrommel angepasst. Ich hatte es Oval geschliffen. Auch die Halterung an der Unterseite musste in der Position etwas verändert werden
So nach und nach entwickelte sich die Dax weiter und so musste auch eine passende Lichtschalter Armatur her. Wieder im Honda Regal etwas gesucht und bei einer 80er fündig geworden. Das Kabel war zu kurz und daher musste der Schalter komplett zerlegt werden. Neue Kabel wurden in passender Länge angelötet, das Gehäuse Schwarz lackiert, die Beschriftung grün nachgezogen und überschüssige (weil daneben gesaut) grüne Farbe wegpoliert. Danach gabs Klarlack
Bei den Laufrädern gabs etwas Honda untypisches: in Fahrzeugfarbe gepulverte Flegen mit schwarzen Radsternen. Geschmackssache - aber ich liebe diese Farbkombi hier.
Weiter ging es im Programm mit dem Zusammenbau. Es gab noch viele Feinheiten, die nicht ideal waren. Die Schwinge hatte ich vergessen zum Pulvern mitzugeben - ein Jahr später wurde auch sie Grün. Die Ausdistanzierung des Vorderrades sollte sich als etwas Schwierig erweisen. Der Bremssattel machte einen Anpassung am Radstern vorne nötig und die Verkabelung hatte ich noch nicht mal im Ansatz geplant
Als ich dann endlich soweit war, ging es doch noch ans Verkabeln. Kurzerhand den Notizblock raus gezogen und drauf los gezeichnet. Wo geht was hin? Wie mach ich das mit den Steckern? Wo kann ich mir Abzweige sparen? usw. Nach etwas Grübeln und in Erinnerung, wie es Original bei den 12V Dax Modellen läuft, hat das am Ende auch super geklappt. Zündfunkentest bestanden und auch die Lichter leuchteten kurz auf beim Antreten
Kurz vor unserem ersten Hochzeitstag war es dann soweit, die Dax war fahrbereit, der TÜV Termin gemacht. Die Vergaserabstimmung hatte sich extrem schwierig herausgestellt (die Leerlaufdüse war viel zu groß - 60 war drin, mit einer 30er fahre ich mittlerweile). Aber für den TÜV Mann und eine rasche Probefahrt reichte es und so stand der Zulassung nur noch die Ausfertigung der Papiere im Wege
So konnte die Saison starten und ich fuhr einige Kilometer mit ihr. Bei ca. 55km musste auf Reserve umgestellt werden, dann waren 2l Benzin verbraucht. Fuhr man etwas gemäßigter Innerorts, waren auch mal 70km möglich - aber bei jedem Ampelstart konnte man sich nicht zurück halten ;)
So kam es, wie es kommen musste. Im Schwabenserverforum hatte jemand einen schicken Umbau gezeigt, in dem er einen Tank einer alten Suzuki als Zusatztank benutzte. Diese Idee gefiel mir so gut, dass ich einen Tank aus den USA in "mint condition" kaufte... was ich nicht wusste und sehen konnte: Fette Delle, Durchrostungen. Ein weiterer Freund half mir bei diesem Problem und beseitigte die Mängel und versiegelte den Tank gleich dazu.
Der Zusatztank fasst ca. 1l Benzin, wenn man übertreibt und randvoll macht gehen fast 1.5l rein. Der Haupttank wird nun auf der Normalstellung komplett leer gefahren, so sind immer gute 70km drin und man kann ruhigen gewissens mit der Reserve eine Tanke suchen. Der Tank an sich ist immer noch schwarz lackiert und meine Lady im Rahmenemblem - eine Sonderanfertigung mit einer Figur, die ich vor vielen Jahren mal abfotografierte und unbedingt auf einer Dax haben wollte.
Der zweite TÜV ist im Oktober 2020 fällig gewesen. Den Termin hab ich leider nicht wahrgenommen, da ich das ganze Jahr über kaum gefahren bin. Zwischenzeitlich wurde der Motor ausgetauscht (der selbe, nur halt neu), da mein alter Motor irgendwann anfing, mehr Öl als Kraftstoff zu benötigen. Ansonstne gab es noch nette Zwischenfälle mit einem Riss am Auspuff an der oberen Halterung, der Tacho sollte eigentlich die Drehzahl anzeigen - macht er aber nur sporadisch und der zweite Hinterreifen ist nun schon verschlissen. Vom Hersteller RK werde ich an dieser Dax keine Kette mehr verwenden, da ich alle 100km nachspannen musste. Die D.I.D. hält hier schon länger. Der Koso Tacho läuft ansonsten einwandfrei. Der Umbau auf eine Honda Jazz Zündung, reduzierte zwar die Vibrationen, verringerte aber die Leistung, weil die Polradwarze gute 10° später kam. Ich hab mir dann die SS3+ von OORacing geholt und dene Kabelbaum angepasst - jetzt dreht der Motor freier und etwas giftiger hoch, läuft stabil und macht richtig Spaß.
Ich freu mich auf die Saison 2021