Mitsubishi Colt Z30

Seit nun zwei Jahren bin ich im Besitz eines Mitsubishi Colt Z30 mit 1.3l Motor und 95PS. Grundsätzlich ist die Kiste recht robust und ein kleines Raumwunder. Wir sind zum Teil damit zu viert nach Hof gefahren - plus Gepäck für eine Woche. Also da kann man nicht meckern. Der Spritverbrauch hielt sich mit 4,8 - 8,5l auf 100km auch in Grenzen.

Der Wagen hatte bei Kauf 140.000km auf der Uhr und ist von 2007. Anfangs gab's bis auf kleine Rostbehandlungen, bedingt durch einen Unfallschaden beim Vorbesitzer, nur die üblichen Wartungsarbeiten. Ölwechsel, Luftfilter und Zündkerzen wechsel. Hier und da mal die Bremsen zerlegen und warten. Oder mal neue Wischerblätter anbringen für den TÜV.


Im zweiten Jahr sollte er deutlich mehr Reperaturen wüsnchen. Unter anderem waren fällig:

  1. Federn Hinterachse
  2. Federn, Dämpfer und Domlager vorne
  3. Der Auspuff war kurz hinterm Kat abgerissen (der Sound ist phänomenal)
  4. zunehmende Startschwierigkeiten, die nicht auf die Batterie zurückzuführen waren
  5. eine festwerdende Bremse hinten
  6. Radlager hinten rechts
Joa, eine erhebliche Menge, für ein Auto, das 650EUR gekostet hat. Die Teile neu zu kaufen, hätte einem wirtschaftlichen Totalschaden gleichgekommen. Daher gab's nach etwas Suche auf den gängigen Plattformen Gebrauchtteile. Natürlich ist das aus Sicht eines Mechanikers ein totales NoGo, aber viel Geld möchte ich in den Wagen nicht mehr rein stecken, zumal ich nächstes Jahr einen anderen Wagen haben möchte.

Die Reperaturen gingen relativ gut von der Hand. Das Radlager hinten rechts ist nur deswegen gestorben, weil der Bremssattel so fest war, dass im zweiten Gang nur mit viel Anlauf das Drehzahlende und mit gesenktem Hintern, klappten. Die ausgeglühten Bremsscheiben und die bröckelnden Bremsbeläge hatten dies deutlich bestätigt. Leider hatte ich sonst keine andere Möglichkeit, das Fahrzeug nach Hause zu bringen, als auf die grobe Tour.

Bremse

Dieses Thema möchte ich etwas ausführlicher behandeln, da es für mich sehr untypisch war.
Sobald der Sommer die Temperaturen hoch geschraubt hat und die 24°C Marke geknackt hatte, konnte man damit rechnen, dass die Bremse der Hinterachse fest war. Als ob jemand die Handbremse festgezogen hatte. Klar, für mich ein deutliches Zeichen, dass es nur drei Gründe geben kann, die das verursachen:

Daher ging es daran, alles penibelst zu putzen und zu prüfen. Es war soweit alles gangbar, nicht's klemmte, nicht's war fest. Alles soweit unscheinbar.

Irgendwann war die Sache nur noch Einseitig der Fall und so kam es, wie es kommen musste, ein neuer Sattel wurde montiert. Die Probleme waren dann, dank einer Regenperiode und damit einhergehende geringere Aussentemperaturen, erst einmal vorüber. Kurz darauf dann das selbe Problem auf der anderen Seite. Ich wurde skeptisch, aber tauschte dennoch den zweiten Sattel. Als dann die neuen Bremssättel bei 33°C Aussentemperatur so fest waren, dass ich mit rauchender Bremse zu Hause ankam, war ich völlig verunsichert und machte mich auf die Suche, ob dieses technsiche Versagen vllt. jemand anders auch schon hatte.

Natürlich wurde ich fündig. Leider erst nach mehreren Stunden lesen verschiedener Themen. Ein Schrauber in einem Forum hatte berichtet, dass die Bremsschläuche der Hinterachse kleine Arschlöcher sind und mit der Zeit zuquellen. Das hat dann zur Folge, dass die Rechteckdichtung der Bremskolben nicht mehr ausreicht, um den Kolben zurück zu holen, da der Querschnitt der Leitung so verengt ist, dass einfach nichts mehr geht. Ich konnte es fast nicht glauben und hab mich nochmal mit meinem Schwager, ebenfalls langjähriger KfZ Mechaniker, kurzgeschlossen. Der dieses Phänomen nur von diversen VW Modellen kannte. Also einen Versuch gewagt und die Bremsschläuche gewechselt.

Moral von der Geschicht': Bremsschläuche sind Arschlöcher. Sie waren verursachend für eine komplett kaputte Bremse der Hinterachse

Fahrwerk

Wie bereits beschrieben, waren die McPherson Federbeine vorne recht gut im Sack und die Federn der Hinterachse gebrochen. Was hier noch gesagt werden muss, ich hatte auch beim maximalen Lenkeinschlag gern mal ein auffälliges Knacken vorne links. Konnte aber - ohne alles zu zerlegen - keinerlei optische Mängel feststellen. Naja, da die Dämpfer vorne so allmählich zur Selbstkonservierung durch austretende Flüssigkeiten neigten, wollte ich sie komplett wechseln.

Auch hier sollte sich schnell die Ursache der Geräuschkulisse zeigen. Die Feder vorne links war im oberen Teil so ungünstig gebrochen, dass sie das Domlager selbst an einer Stelle etwas eingedrückt hatte. Ein sehr interessantes Gefühl, wenn die Dämpfer vorne wieder korrekt funktionieren :)

Vom Austausch des Radlagers hinten will ich gar nicht erst erzählen, das Ankerblech hat den Ausbau jedenfalls nicht überlebt, da es nur noch an drei punkten hing. Dafür ist das Radlager recht schnell zu wechseln.

Auspuff

Eine Schwachstelle dieser Baureihe ist der Auspuff. Diesem Teil würde im hinteren Bereich des Mittelschalldämpfers eine weitere Abstützung durchaus gut stehen. Leider reißt der Auspuff gern direkt hinterm Kat - mit Glück noch am aufgeschobenen Teil des Mittelschalls (wie bei mir). Wer dann aber denkt, es reicht, den Auspuff ab Kat neu zu machen, sollte unbedingt das Anschlussstück vom Kat prüfen. Ich hatte hier ein ca. 1x3cm großes Loch oberhalb unter der Schelle entdeckt. Mit einem Stück vom alten Auspuff, konnte ich hier eine Art Reduzierung in den Kat klopfen (=1mm weniger Querschnitt) und so das Rohr etwas verstärken.

Wenn man dann noch den günstigen Auspuff nimmt, sollte man eine passende Schelle - also die richtigen mit iwas um die 80mm Länge und zwei Klemmen drauf - verwenden. So wird der Auspuff an der Stelle auch wirklich dicht und erhält zusätzlich etwas Stabilität.

Startprobleme

Wenn der Wagen plötzlich streikt - denkt man bei diesem Modell gerne an den Bordcomputer. Der hat nach Jahren gern mal Probleme mit kalten Lötstellen. Klar, im Armaturenbrett da vorne oben wird's ständig heiß, kalt, heiß, kalt und dann noch die Vibrationen dazu. Perfekt. Hier sollte es leider aber ein ganz anderes Problem sein.

Bei mir verhielt sich die Sache so: Manchmal ging er an, manchmal nicht und man musste kurz warten oder irgendwo am Starterkabel (Kl.50) rum wackeln. Naja. Nach einem Ausbau hatte sich die Sache recht schnell geklärt: Das Pluskabel, das vom Anlasserrelais direkt zum Anlasser führte (das ganz kurze Stück am Anlasser selbst) hatte sich in "Kabel von Brösel" umbenannt. Sprich: nach kurzem anfassen, war es weg und lag verstreut auf der Werkbank. Ein kurzer Fix mithilfe von ein paar Kupferlitzen und überzeugend Lötzinn, schuf etwas Abhilfe für kurze Zeit, bis der neue Anlasser geliefert wurde.

Die Startschwierigkeiten waren weg. Vorerst.

Wie sich nach ein paar Wochen rausstellen sollte, hatte sich der Gammel innerhalb des Kabels, das die Kl.50 am Anlasser schaltet, ausgebreitet und es ging von vorne los. Mit einem passenden Klemmschuh, einer Crimpzange und einem Seitenschneider bewaffnet, war auch hier bald Ruhe und ein neuer Stecker angebracht, der mit Schrumpfschlauch und etwas Fett zumindest die nächste Zeit keine Probleme mehr machen sollte.

Résumé

Alles in allem, war der Wagen wirklich Klasse. Sind die oben genannten Krankheiten keine Herausforderung für einen selbst, hat man einen kleinen, sparsamen Wagen, der auch mal die notwendige Reserve mit sich bringt, wenn sie gerade benötigt wird.

Der einzige Grund, warum ich ihn dann letzten endes verkauft habe: Die Lenkungunterstützung fing an, sporadisch nicht mehr zu funktionieren. Also entweder, man hatte von anfang an eine Servo oder man hatte keine. Eine längere Fehlersuche stand an, allerdings war das defekte Bauteil recht zügig gefunden... das Lenkgetriebe selbst bzw. der Elektromotor war vermutlich verschlissen. Eine genauere Prüfung fand nie statt und so wurde das Auto -mit eindeutiger Nennung des Defekts- für ein vernünftiges Schmerzensgeld verkauft.

Insgesamt bin ich über 40tkm damit gefahren. Mal sportlich, mal entspannter. Mal mit 9l/100km Verbrauch, mal mit 4.8l/100km. Der Motor mit seinen 95PS und 1.3l Hubraum hat ein sehr breites Einsatzgebiet und dank Steuerkette (die keinerlei Ausfallerscheinungen aufweist) noch zusätzlich geringe Wartungskosten. Würden wir keinen Nachwuchs erwarten, so hätte ich mir sofort wieder einen geholt.